Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd by Andrea Gunschera

Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd by Andrea Gunschera

Autor:Andrea Gunschera [Gunschera, Andrea]
Die sprache: de
Format: mobi, epub
Herausgeber: Sieben Verlag
veröffentlicht: 2010-01-04T23:00:00+00:00


Die Feuertür schob sich einen Spalt auf, dann flog etwas hindurch und rollte über den Boden.

„Zurück!“, brüllte Gabriel. „Zurück!“

Er packte Violet am Arm und riss sie mit. Mit der Schulter rammte er die Tür auf und hechtete in den Kühlraum, Violet an sich gepresst. Die Detonation erfasste ihn und schleuderte ihn gegen die Wand, doch er schützte Violet mit seinem Körper und ließ sie nicht los. Der Aufprall sandte Schmerz in seine Schulter. Ein schwerer Gegenstand traf ihn am Hinterkopf. Benommen tastete er über seinen Schädel und fühlte Blut. Die Explosion hatte seine Trommelfelle betäubt. Er wälzte sich herum und blickte Violet in die weit aufgerissenen Augen. Sie bewegte ihre Lippen, doch er konnte sie nicht hören. Nur sein Herzschlag dröhnte in den Ohren und das Rauschen seines Bluts.

Als sein Gehör endlich zurückkehrte, vernahm er zuerst das Toben der Hunde, wie durch dichten Nebel gedämpft. Maschinengewehrfeuer übertönte das Bellen. Der Gedanke an Keith war ein eisiger Guss Wasser. Er zog Violet auf die Füße. Ein Funkgerät krächzte.

„Scheiß Hunde“, brüllte jemand.

Putzbrocken bedeckten den Fußboden, das Tischgestell lag verbogen vor der Wand mit den Kühlkammern, die Glasplatte zersplittert. Die Tür war halb verschüttet, doch daneben war ein Riss in der Wand entstanden, breit genug, um hindurchzusteigen. Staub hing in der Luft. Er packte Violet an den Schultern. „Bleib hier.“ Seine Pistole hatte er beim Sturz verloren. Im Korridor tauchten Männer auf. „Gib mir deine Waffe.“ Er zog die Browning aus Violets Gürtel, bevor sie etwas erwidern konnte und fasste mit der anderen Hand nach dem Griff seines Schwertes. „Warte hier“, beschwor er sie erneut und sah ihr fest in die Augen. Nach einem Kuss auf ihre Stirn machte er sich auf den Weg.

Mit drei großen Schritten überbrückte er die Distanz zum Riss in der Mauer. Er drückte sich gegen die Wand und spähte hindurch. Zwei weitere Gestalten näherten sich von der Feuertür. Der Korridor hatte sich in eine Schutthalde verwandelt. Betontrümmer blockierten den Durchgang. Er wartete, bis die Männer auf seiner Höhe waren, dann feuerte er. Zwei präzise Schüsse, die Wachen brachen zusammen. Er fuhr herum und erfasste die anderen drei Wachleute. Noch ein dunkler Anzug, daneben ein kahl rasierter Latino und ein Blondschopf mit militärisch kurzem Haarschnitt und Holzfällerhemd.

Der Latino zog sofort den Abzug seiner Uzi durch. Gabriel ließ sich fallen und presste sich gegen einen hüfthohen Betonbrocken. Über ihm fetzten Splitter und Staub aus dem Trümmerstück. Die Feuertür schwang abermals auf und weitere Gestalten drängten hindurch. Hier konnte er nicht bleiben. Es waren zu viele. Doch zurück in den Kühlraum konnte er auch nicht, ohne Violet zu gefährden. Der Kugelhagel riss nicht ab. Wenigstens blieben die Sicherheitsleute an der Doppeltür stehen, weil sie nicht in die Schusslinie ihrer Leute geraten wollten. Gabriel feuerte ein paar Schüsse in ihre Richtung. Der Staub verwandelte alles, was weiter als vier Meter entfernt lag, in gelbliche Schemen. Ein Mann brach zusammen, die anderen wichen hinter die Tür zurück.

Abrupt rissen die Salven der Maschinenpistolen ab. Die Hysterie der Hunde in ihren Käfigen hallte von den Wänden zurück.



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